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Erster Eindruck der "UFS" von RBT - Viel Licht und auch Schatten für knapp 130 Euro

Erst einmal ein kurzer Hinweis zu diesem Artikel.

Ich habe gelegentlich telefonischen Kontakt zu Dominik Ricker von RB-Tools und habe mich auch vor meinen ersten Tests des UFS mit ihm am Telefon über die Vorrichtung unterhalten. Die Vorrichtung selbst habe ich ganz regulär gekauft und ich bekomme auch kein Geld oder sonstige Vergünstigungen für das Vorstellen dieser Vorrichtung. Im Folgenden werde ich auch nicht mit Kritik an dem System sparen, da mir persönlich vieles nicht so ganz gefällt und ich mir die eine oder andere Lösung gewünscht hätte. Das entspricht aber alles meiner persönlichen Meinung, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen und Vorlieben.

Zum universellen Frässystem, dem UFS

Das Vorstellungsvideo (siehe Link weiter unten) verspricht sehr viel: Vielseitigkeit, einfache Handhabung, Erweiterbarkeit und eine preiswerte Lösung, für eine breite Anwenderschaft. Sowohl Hobbyanwender/innen als auch Profils sollen das Gerät einsetzen können. Das machte mich natürlich neugierig, da ich auch immer auf der Suche nach gut funktionierenden Alternativen zu teuren Maschinen für den Einsatz in meinen Kursen bin. Also habe ich mir das UFS bestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Anleitungen noch nicht verfügbar, was sie nun aber sind (Siehe Links weiter unten). Schau dir vor dem Kauf unbedingt alle Anleitungen an. So bekommst du einen guten Eindruck davon, wie das Gerät funktioniert. Vielleicht wird es in Zukunft ja auch noch ein paar Anwendungsvideos geben.
Man soll mit dem Gerät Verbindungen machen können, sowohl mit Dominodübel, als auch mit Runddübeln. Schlitz und Zapfenverbindungen sind auch möglich. Über tauschbare Schablonen lassen sich Beschlagfräsungen machen und selbst Zinken sollen machbar sein. Das macht neugierig und weckt natürlich auch entsprechende Erwartungen. Aber werden diese Erwartungen erfüllt?

Der Lieferumfang

Das Fräsgerät kommt in einer doch recht hochwertigen Verpackung. Vermutlich würde das alles auch einen Sturz aus dem dritten Stock schadlos überleben. Es gibt ein paar Drucksachen, eine schicke Verpackung für die Kleinteile, ein schönes Stoffsäckchen für die Aluplatte. Meiner Meinung nach ist das aber so nicht nötig. Am Ende landet die Verpackung im Altpapier, egal wie schön sie ist. Der Stoffbeutel ist für die Aufbewahrung des kompletten Gerätes zu klein, dient also in erster Linie als Transportsicherung. Das ginge auch mit zwei Bögen Seidenpapier. Am Ende kosten auch solche Dinge Geld, das der Kunde bezahlen muss.

Der Zusammenbau

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, bei denen ich beim Zusammenbau von der Anleitung abgewichen bin:

Vorschneiden der Gewinde
Laut Anleitung sollen die Gewinde mittels der beiliegenden, selbstschneidenden Schrauben durch das Eindrehen eben dieser Schrauben geschnitten werden. Da ich einen passenden Gewindeschneider besitze, habe ich die Gewinde damit geschnitten. Das erschien mir irgendwie richtiger. Das bedeutet nicht, dass das mit den Schrauben nicht funktionieren würde.
Madenschrauben statt Kunststoffschrauben
Ich habe eine persönliche Abneigung gegen Schrauben aus Kunststoff. Sie gehen unheimlich schnell kaputt. Daher habe ich sie durch Madenschrauben ersetzt. Diese haben schlechtere Gleiteigenschaften, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Sie müssen auch eingeklebt werden, was bei den Kunststoffschrauben nicht der Fall ist. Mir gefällt das so einfach besser. Sollten sich Probleme ergeben, kann ich die Kunststoffschrauben immer noch eindrehen.

Ansonsten ist der Zusammenbau kein Problem und in der Anleitung auch gut beschrieben. Spezielle Werkzeuge werden auch nicht benötigt. Die Anleitung ist online einsehbar, du kannst dir also vorab schon einmal einen guten Eindruck davon machen. Mir persönlich gefallen die Torx-Schrauben aber nicht so gut. Mit wären Innensechskant-Schrauben lieber gewesen.

Etwas Eigenleistung vor dem ersten Einsatz

Das Fräsgerät muss ja irgendwie auch auf der Werkbank befestigt werden. Dazu habe ich mir einen Winkel aus Multiplex gebaut. Die Befestigung erfolgt dann mittels Schlossschrauben M8 und passenden Rändelschrauben. Die Schlossschrauben passen genau in die T-Nuten hinein, das ist also kein Problem. Diese Schrauben bekommt man in jedem Baumarkt oder Eisenwarenhandel. Statt der Rändelschrauben tun es auch einfache Muttern.

Es liegen auch noch Nutensteine bei, die für eigene Anschläge benutzt werden können. Diese habe ich verwendet, um einen verstellbaren Anschlag zu bauen, der eine gute Anlagefläche für Rahmenteile bildet. Da werde ich mir aber noch etwas anderes selbst entwerfen und 3D-Drucken, das dann auch schön im rechten Winkel ausgerichtet ist.

Dominodübel fräsen

Wenn du alles präzise einstellst, wird auch deine Verbindung präzise. Aber mit einer (teuren) Dominofräse geht das schon viel einfacher.
Wenn du alles präzise einstellst, wird auch deine Verbindung präzise. Aber mit einer (teuren) Dominofräse geht das schon viel einfacher.

Einfache Eckverbindungen lassen sich sowohl mit Dominodübeln, als auch mit Runddübeln herstellen. Die benötigte Schablone ist im Lieferumfang enthalten. Du benötigst einen Kopierring mit einem Durchmesser von 17 Millimetern. Dieser muss wirklich perfekt zentriert werden. Ist er das nicht, passen deine Verbindungen am Ende nicht. Leider lassen sich nicht bei allen Oberfräsen die Kopierringe zentrieren. Prüfe das also unbedingt bei deiner Maschine nach, bevor du dir das UFS kaufst. Ich hätte mir gewünscht, dass es die Schablonen auch in einer Variante für einen 20mm Kopierring gibt. Denn dann hätte ich die Fräsungen mit meiner DeWALT D622 machen können, die eine hervorragende Absaugung auch mit Kopierringen hat. So musste ich die Festool OF1010 nehmen. Für die habe ich einen 17mm Kopierring, aber die Absaugung ist damit nicht sehr gut. Und das ist ein großes Ärgernis.

Denn wenn die Späne nicht gut abgesaugt werden, muss man, nachdem ersten Abfahren der Schablone erst einmal die Fräsung aussaugen und noch einmal fräsen. Denn sonst liegt der Kopierring nicht sauber an und die Fräsung passt nicht. Das nervt unheimlich, da muss ich also noch irgendwie Abhilfe schaffen.

Das Fräsen und einrichten selbst ist nicht schwierig und in der Anleitung auch gut beschrieben. So lassen sich dann recht einfach und vor allem sehr genau Eckverbindungen machen. Gehrungen und T-Verbindungen sind sicherlich auch irgendwie machbar, das Gerät ist dafür aber eigentlich nicht ausgelegt, da musst du also etwas improvisieren.

Verdeckte Scharniere

Mit verdeckten Scharnieren sind beispielsweise die "Kubiukina"-Scharniere gemeint, die ich im Kurs zum Bücherschrank für die Koffertür verwendet habe. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man das UFS für Beschlagfräsungen verwenden kann, die anders schon recht komplex sind. Hier müssen zwei verschiedene Fräsungen an exakt der gleichen Stelle gefräst werden. Das wird durch einmaliges Ausrichten der Schablone und das Drehen der eingesetzten Schablone nach der ersten Fräsung erreicht. Das funktioniert sehr gut und ich konnte auch auf Anhieb ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Es gibt nur einen kleinen Kritikpunkt: Ich hätte mir die Markierungen zum Ausrichten an beiden Fräsungen gewünscht. Dann wäre man flexibel bei der Reihenfolge der beiden Fräsungen. Denn ich hätte eigentlich lieber mit der kleinen, aber tieferen Fräsung begonnen. Das wäre mit zusätzlichen Markierungen sehr einfach. Aber im Großen und Ganzen ist das eine Anwendung, für die das UFS wie gemacht erscheint.

Ein Topfband

Im Prinzip könntest du mit dem UFS auch Lochreihen herstellen. Das erscheint mir aber recht umständlich, dafür gibt es andere und auch sehr preisgünstige Lösungen, die das besser können. Aber Topfbänder funktionieren sehr gut und einfach nach Mittelriss. Du kannst dann überall dort Topfbänder einfräsen, wo du nicht so einfach eine entsprechende Bohrung machen kannst. Beispielsweise bei sehr empfindlichen Oberflächen oder in dünnen Materialien. Zum Fräsen des Topfes nimmst du den Schablonenträger von der Vorrichtung ab und spannst ihn dir direkt auf das Werkstück. Wenn du das öfter machst, solltest du dir einen Anschlag bauen, mit dem du die Platte dann an der Kante anlegst. Ansonsten musst du immer wieder den Abstand zur Kante anreißen.
Die Schablone hat auch Bohrungen, durch die du dann die Schrauben zur Befestigung des Scharniers ankörnen kannst. Wie lange das im Kunststoff funktioniert, sei aber einmal dahingestellt. Vielleicht wäre eine Senkung besser, mit der man dann einen Zentrierbohrer benutzen kann. So habe ich es bei meiner Bohrschablone gelöst. Der Verschleiß ist dadurch sehr gering.

Schablonen selbst drucken

Das ganze System basiert ja darauf, dass du mit unterschiedlichen Schablonen arbeitest. Diese kannst du dir, einen 3D-Drucker vorausgesetzt, selbst ausdrucken. Das ist auch praktisch, sollte mal eine Schablone kaputt gehen. Es gibt auch eine Blanko-Schablone zum Herunterladen. Die kannst du dir dann mit einem 3D-CAD-Programm selbst gestalten. Beispielsweise für einen speziellen Beschlag.

Das Drucken war bei mir kein Problem, ich habe an der Datei nichts verändert und sie einfach aus PLA ausgedruckt.

Wenn du bisher keine Erfahrung mit der Arbeit mit einem CAD-Programm oder einem 3D-Drucker hast, ist der Kurs "Grundlagen CAD, CNC und 3D-Druck" vielleicht genau das Passende für dich.

Kurzer Ausblick

Ich habe nicht alle Anwendungen des UFS getestet, das werde ich aber sicherlich noch nachholen. Bestimmt werde ich auch noch das eine oder andere Zubehör selbst konstruieren und ausdrucken. Darauf werde ich dann noch einmal in einem gosonderten Blogbeitrag eingehen.

Fazit

Das UFS ersetzt weder eine Dominofräse, noch eine Dübelschblone, noch einen Duodübler und auch keine Flachdübelfräse. Einfache Eckverbindungen kannst du damit machen, aber das braucht auch ein wenig Geduld. Wenn du das UFS als Verbindungssystem nutzen möchtest, könnte es sein, dass du es doch irgendwann durch eine spezialisierte Maschine ersetzen möchtest. Als universelle Frässchablone, beispielsweise für Beschläge eignet es sich viel besser. Das Frässystem ist sehr vielseitig, hat aber auch noch einige Schwächen. Mein größter Kritikpunkt ist die Festlegung auf die 17mm Kopierhülsen. Die unnötig aufwendige Verpackung und weitere Kleinigkeiten, die mir nicht so gut gefallen haben sind recht subjektiv. Vielleicht stören dich diese Punkte ja überhaupt nicht.

Du solltest dir vor dem Kauf gut überlegen, wofür du das System einsetzen möchtest. Vielleicht kommen ja auch noch Anwendungstipps von RB-Tools in Form von Videos oder Anleitungen, das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Auch weiteres Zubehör wäre sicherlich für die jetzigen Anwender und zukünftige Käufer eine tolle Sache. Es wäre nämlich toll, wenn dass das System noch weiter ausgebaut wird.

Selbst ausprobieren

Wenn du das UFS selbst ausprobieren möchtest dun mal einen direkten Vergleich mit der Festool Domino oder dem Mafell Duadübler haben möchtest, dann kannst du am 05.Juli 2025 zum Werkstatttag kommen. Der hat nämlich das Thema "Verbindungssysteme". Der Werkstatttag ist nur für Kursteilnehmer und für diese auch kostenlos. Vielleicht ist das ja ein weiterer Anreiz für dich ein Abo bei der kurswerkstatt abzuschließen. solche Werkstatttage finden etwa alles sechs Wochen zu unterschiedlichen Themen statt.

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Über den Autor

Hallo, mein Name ist Heiko Rech. Ich bin Tischlermeister und für die Inhalte der Kurse bei der Kurswerkstatt zuständig - sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Dabei ist es mir sehr wichtig euch nicht nur das kreative, sondern auch das sichere Arbeiten mit Holz näher zu bringen.

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