Besser Nuten
Scheibennuter sind eine tolle Sache, wenn es darum geht schmale Nuten zu fräsen. Noch dazu, wenn diese Nut in einer Kante sein soll. Solche Anwendungen hat man sehr oft, beispielsweise bei Nuten für Schubladenböden oder Schrankrückwände.
Wollte man mit einem herkömmlichen Schaftfräser eine schmale Nut mit z.B. nur einer Breite von 4mm in eine Brettkante fräsen, wäre das nicht ganz so einfach. Solch dünne Fräser gibt es nur mit kurzen Nutzlängen, da lange und zeitgleich dünne Fräser schnell brechen. Der Schnittdruck ist sehr hoch, man muss also auch bei einem kurzen Fräser in mehreren Schritten fräsen. Selbst mit einem Spiralnutfräser sind solche dünnen Nuten oft problematisch zu fräsen. Abhilfe schaffen hier die eben erwähnten Scheibennutfräser.
Ein Scheibennutfräser sieht einem Sägeblatt sehr ähnlich. Der eigentliche Fräser sitzt auf einem Fräsdorn und wird entweder mittels einer Mutter oder einer Senkschraube darauf befestigt. Je nach Ausführung ist unter dem eigentlichen Fräser noch ein Anlaufkugellager angebracht, sodass auch geschweifte Werkstücke bearbeitet werden können. Viele Hersteller haben solche Nutfräser im Sortiment. Für jede Nutbreite gibt es dann einen eigenen Fräser. Breite Nuten oder Nuten mit ungeraden Maßen muss man dann in mehreren Arbeitsschritten fräsen, da diese fertig konfektionierten Fräser nur in runden Maßen zu bekommen sind.
Es gibt aber auch Systeme, bei denen man sich seine Fräser ganz nach Bedarf aus einzelnen Komponenten immer wieder neu zusammensetzen kann. Damit sind dann ganz unterschiedliche Nutbreiten in 0,1mm Abstufungen möglich. Das ist nicht nur flexibler in der Anwendung, sondern unterm Strich sogar preisgünstiger als vorkonfektionierte Fräser.
Inzwischen bieten mehrere Hersteller solche Frässysteme an.Das Grundprinzip zeige ich hier am Beispiel von Fräsern der Marke „Sistemi Klein“, die damit auch die ersten auf dem deutschen Markt waren.
Der Unterschied zu den herkömmlichen Scheibennnutern ist der, dass man sich den jeweils benötigten Fräser aus mehreren Komponenten zusammenstellen kann. Es gibt einen Schaft, verschiedene Nuter, Anlaufkugellager mit unterschiedlichen Durchmessern, sowie Distanzscheiben in vielen verschiedenen Dicken. Der Schaft ist lang genug, um auch mehrere Nutscheiben übereinander aufspannen zu können. So kann man nicht nur Nuten, sondern auch Federn fräsen. Natürlich können Nutfräser verschiedenster Breiten kombiniert werden.
Dadurch, dass es die Nutfräser auch in Breiten mit z.B 1,6mm oder 3,2mm gibt, können durch Übereinander setzen verschiedener Fräser nahezu beliebige Nutbreiten in einem Arbeitsgang gefräst werden. Das nebenstehende Bild zeigt beispielsweise eine Kombination aus einem 6mm und einem 3,2mm Nuter. Mittels Zwischenringen wurde die Nutbreite auf 8,4mm eingestellt.
Ein weiterer Vorteil dieser Fräser sind die drei Schneiden. Das ergibt ein sehr sauberes Fräsbild. Es gibt auch Scheibennuter mit vier Schneiden. Der Unterschied ist in der Praxis jedoch kaum zu bemerken. Ganz im Gegensatz zum Schritt von zwei auf drei Schneiden. Auch der Durchmesser ist mit 47,6mm größer, als bei vielen anderen Fräsern. Das ermöglicht nicht nur tiefere Nuten, sondern auch höhere Schnittgeschwindigkeiten, die dann zu saubereren Fräsungen als mit kleineren Durchmessern führen.
Mit zwei Schäften, einigen unterschiedlichen und gleichen Nutscheiben und zwei bis drei Sätzen Zwischenringen hat man ein Frässystem, das viele Anwendungen ermöglicht. Beispielsweise Fräsungen für Rahmen-Füllungs-Konstruktionen.
So könnte man erst eine Nut mit einer Breite von 6,4mm fräsen. Dort passt dann genau eine Multiplexplatte mit einer Nennstärke von 6,5mm hinein. Diese Platten haben meist eine Stärke von 6,3 – 6,4mm. Der zweite Fräser wird so zusammengesetzt, dass er eine Feder fräst. Der Abstand wird durch Einlegen bzw. Herausnehmen von Zwischenringen eingestellt. Ganz ohne Probefräsungen wird das nicht gehen.
Damit die Rahmenteile später genau bündig sind, muss die Höhe des Fräsers auch sehr genau eingestellt werden. Das nebenstehende Bild zeigt das Fräsen der Rahmenenden mit einer kleinen Fräslade, auf dem das zu fräsende Teil aufliegt.
Beim Einsatz von zwei Fräsern muss die verwendete Fräse über ausreichend Leistung verfügen. Weniger als 1.400 Watt sollten es nicht sein, besser 2.000 Watt.
So gut die Fräser auch sind, ihr solltet bei ihrem Einsatz berücksichtigen, dass sie auch einen nicht unerheblichen Nachteil haben. Sie ziehen beim Fräsen die Holzfasern aus dem Holz heraus. Bei schwierigem Holz und stumpfen Fräser kann das zu sichtbaren Ausrissen führen. Diese lassen sich aber fast komplett vermeiden, wenn die Fräsung vorher mit einem Streichmaß mit Schneidrad vorgeritzt wird.
Es gibt diese Fräser noch in einer anderen Version, ohne überstehende Mutter. Damit könnt ihr Nuten in einem Falz fräsen. Das sehr ihr zum Beispiel bei Zimmer- oder Haustüren. Da ist eine Nut für das Dichtungsprofil in einem Falz eingefräst.
Zugegeben, oft benötigt man einen solchen Fräser nicht. Anderseits ergeben sich aber vielleicht ganz neue Konstruktionsmöglichkeiten durch das richtige Werkzeug. Beispielsweise lassen sich damit Nuten in überschobenen Füllungen herstellen. Das funktioniert sehr gut. Ein Beispiel für eine solche Konstruktion findet ihr im Kurs „Massivholz richtig verarbeiten” – Teil 6.
Bei solchen Fräsungen darf natürlich keine Mutter überstehen, wie es bei den eben gezeigten Fräsern der Fall ist. Daher muss die oberste Scheibe eine Senkung haben, in der der Schraubenkopf teilweise verschwindet. Groß ist diese Senkung nicht, aber ohne Senkung steht die Befestigungsschraube einfach zu weit über die Schneiden.
Leider muss man jedoch gesonderte Scheiben für diese Fräservariante nehmen. Es wäre für den Hersteller aber problemlos möglich, alle Nutfräser über 3mm Nutbreite mit dieser Senkung auszustatten. Denn nutzt man den Nutfräser im herkömmlichen Schaft mit überstehender Mutter, stört die Senkung nicht. Derzeit werden lediglich Fräser bis zu einer Nutbreite von 5mm mit Senkung angeboten.
Allerdings kann man auch hier für breitere Nuten mehrere Scheiben übereinander aufspannen. Das funktioniert problemlos, solange man zwischen die Scheiben auch Distanzringe legt. Ohne die Ringe zwischen den Scheiben würde man die Fräser bereits beim Zusammenbau beschädigen. Ihr müsst also beim Zusammenbau darauf achten, dass die Schneiden sich nicht gegenseitig berühren und auch nicht auf den Grundkörpern der anderen Fräser aufliegen. Mit entsprechenden Distanzringen und Fräserkombinationen ist auf diese Weise jede beliebige Nutbreite möglich, da die Schneiden über den Grundkörper überstehen. Je dicker der Fräser, umso größer ist auch der Überstand.
Am Schaft kann bei dieser Version ein Maulschlüssel mit einer Weite von 14mm angesetzt werden. Das erleichtert den Zusammenbau und Umbau der Fräser enorm. Leider bieten die Schäfte (bei Sistemi Klein) der Version mit Spannmutter am Ende dieses schöne und nützliche Detail nicht. Dort müsst ihr den Fräser in die Oberfräse einspannen und die Mutter bei gedrückter Spindelarretierung festziehen.
Im Einsatz zeigt sich auch diese Variante der Sistemi- Klein Scheibennuter absolut problemlos. Von einem anderen Hersteller habe ich diese Version bisher nicht gefunden. Mit einem scharfen Fräser gelingen saubere Nuten. Das Stapeln mehrere Frässcheiben funktioniert sehr gut, die Fräser verdrehen sich beim Fräsen auch nicht.
Die Nuter sind nun schon viele Jahre in der Kurswerkstatt im Einsatz und haben sich bewährt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut, die Standzeit ebenso. Bauartbedingt könnt ihr mit einem solchen Fräser natürlich keine Nut mitten in einem Werkstück fräsen, sondern nur bis ca. 20mm von der Kante entfernt. Aber wie eingangs schon erwähnt, kommen solche Anwendungen oft vor. Ihr könnt diese Art von Fräsern nicht nur im Frästisch benutzen, sondern auch in der handgeführten Oberfräse.